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Wie ich mit Reaktionen auf meinen Hausgeburtswunsch umging

geschätzte Lesezeit: 5 Minuten bearbeitet am: 10.02.23

Kennst du das auch, dass jede Entscheidung, jede Handlung von dir kommentiert wird? Jeder gibt eigentlich immer seinen Senf dazu. Ich finde das ziemlich anstrengend. Bevor ich das erste mal schwanger wurde, ist mir das nie so extrem aufgefallen, aber in Bezug auf Schwangerschaft, Geburt und Kinder muss ich mir immer die Meinung anderer anhören, ob ich will oder nicht. Das einzige, was hilft, damit das nicht passiert, ist nichts zu sagen. Aber auch dann kommen die Kommentare oft ungefragt. Hier schreibe ich mal ein paar Reaktionen auf, die ich bekam, als ich von meiner Entscheidung zur Hausgeburt erzählt habe. Wichtig ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch, dass mein erstes Kind durch einen Kaiserschnitt geboren wurde. Ich werde im Folgenden sowohl negative als aus positive Kommentare aufschreiben.

"Ist das nicht viel zu gefährlich?"

Oder auch "Du wirst dich und dein Baby umbringen." Solche Aussagen bekam ich immer wieder mal zu hören. Je nachdem wer sich so äußerte und wie ich gerade gelaunt war, versuchte ich die Ängste zu nehmen oder es einfach zu überhören. Am schlimmsten fand ich diese Aussage von einer Ärztin aus dem Krankenhaus, die tatsächlich sagte, dass meine Entscheidung sehr unüberlegt sei und uns sehr schnell das Leben kosten wird.

Ich verstehe solche Ängste wirklich gut. Gleichzeitig treffe ich eine solche Entscheidung nicht ohne mir der Risiken bewusst zu sein. Ich hatte mich mit meiner Frauenärztin und verschiedenen Hebammen darüber unterhalten und hielt es weiterhin für die beste Möglichkeit mein Kind zu gebären.

"Deine Narbe wird reißen!"

Oder auch "Und was ist, wenn die Narbe reißt?" Damit ist meine Kaiserschnittnarbe gemeint von der Geburt meines Sohnes. Ja, klar kann sie reißen. Theoretisch ist das möglich. Und das wäre scheiße, um es mal ganz salopp zu formulieren. Dann wäre es tatsächlich so, dass mein Baby und ich schnell in Lebensgefar wären. Jedoch ist das Risiko einer Ruptur sehr gering.

Meine letzte Geburt lag zu dem Zeitpunkt etwa vier Jahre zurück, sodass alles gut heilen konnte. Im Ultraschall wurde keine Auffälligkeit festgestellt und ich hatte nicht vor, Schmerzmedikamente unter der Geburt zu nehmen, welche mein Gefühl für diesen Bereich einschränken würden. Außerdem versicherte meine Hebamme, dass es verschiedene Anzeichen vor einem solchen Riss gibt und sie dann sofort handeln würde.

Letztendlich könnte ich auch auf dem Weg vom Kreißsaal in den OP verbluten. Ich hatte keinerlei Risikofaktoren für eine Ruptur und so entschied ich, das minimale Risiko auf mich zu nehmen.

"Schön, dass du für dich sorgst!"

Das war eher eine Reaktion, die ich selten hörte. Ich hörte sie von Menschen, die mich und meine Vergangenheit sehr gut kennen. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich Krankenhaus nicht würde öffnen können, mich nicht frei fühlen würde und dadurch würde die Geburt nicht weiter gehen. Ich machte mir vorher wirklich viele Gedanken und befand eine Hausgeburt für mich als die einzige wirkliche Möglichkeit mein Kind selbstbestimmt und natürlich zur Welt zu bringen.

"Hast du keine Angst?"

Nein, meistens hatte ich keine Angst. Ich glaubte an mich und die Kraft und die Fähigkeit meines Körpers zu gebären. Manchmal kamen mir Zweifel, aber mein Mann machte mir immer wieder Mut und bestärkte mich in meiner Entscheidung.

"Meinst du nicht, dass das zu laut sein wird?"

Oder auch "Was sollen die Nachbarn denken?". Nunja, ich glaube, unsere Nachbarn, wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus, haben irgendwann dann auch mitbekommen, dass ich schwanger bin und können sich ihren Teil denken. Wenn nicht, können sie auch gerne klingeln und mein Mann wird ihnen sagen, dass gerade ein Baby geboren wird. Mir war es ziemlich egal, was sie denken würden.

Letztenendes haben wir logischerweise mit unseren Nachbarn über unseren Wunsch zu Hause zu entbinden gesprochen und es war für sie natürlich überhaupt kein Problem.

Ich finde das ja echt mutig. Ich könnte das nicht.

Das passt ein bisschen zu vorherigen Fragen. Ich finde meine Entscheidung nicht mutig. Ich kenne mich nur mittlerweile ziemlich gut und weiß, was ich brauche und was mir gut tut. Und dazu gehört eine vertraute Umgebung und vertraute Personen während der Geburt. Jeder weiß selbst am besten, was ihm oder ihr gut tut und kann so eine eigene Entscheidung treffen. Meine Wahl des Geburtsortes muss nicht für jemand anderen passen sondern nur für mich selbst.

Hat deine Hebamme dann eine spezielle Fortbildung für Hausgeburten?

Nein. Warum auch? Hebammen sind v.a. Fachfrauen für natürliche Geburten und dazu zählen Hausgeburten eben auch. Da braucht es keine Fortbildung.

Das waren, soweit ich mich erinnere, die häufigsten oder komischsten Kommentare, die ich gehört habe.

Was waren Kommentare zur Wahl deines Geburtsortes?

Bildquelle:

Das Titelbild kommt von unsplash.com.

Kommentare zu diesem Artikel

Viktoria vor 6 Jahren
Ich habe beide Kinder bin Krankenhaus zur Welt gebracht. Hier wurde zwar nicht der Geburtsort, aber die Geburtsarten kommentiert. 1. Der Gebärhocker. Es war meine erste Geburt, also die meines Sohnes und ich war von diesem Ereignis total fasziniert, genauso wie von der zweiten und man wird es auch immer wieder sein. Als ich erzählte, dass ich das Kind auf dem Gebährhocker zur Welt gebracht habe, kamen Sprüche wie 'Nicht im Liegen' oder 'Und dann fällt es einfach auf den Boden?' 'Also ich habe ja im Liegen entbunden, so wie es normal ist' Am Anfang störte es mich total. Man hatte immer das Gefühl, sich rechtfertigen oder erklären zu müssen. Obwohl es diese Art, sein Kind zu gebären, schon seit Ewigkeiten gibt... Oh, vielleicht in den 80ern/ 90ern nicht, denn in diesem Zeitraum gebaren die Kommentatorinnen. Aber sogar die Schwiegermutter fand dies nicht befremdlich und kannte dies. Vorallem ist es doch auch irgendwie natürlich. Der Druck erfolgt nach unten. Und da soll ich als Frau im Liegen, unter Schmerzen, gegen die Schwerkraft arbeiten und mein Kind waagrecht liegend zur Welt bringen? Sich zur Untersuchung hinzulegen und dann Wehen zu haben, war schon nicht sonderlich angenehm. 2. Wassergebühr Das zweite Kind wurde im Wasser geboren. Nie im Leben wollte ich ein Kind im Wasser bekommen. Wenn das da alles rumschwimmt... Nee! Es war so angenehm im Wasser. Wie bei der ersten, schnellen Geburt auch, wollte/ brauchte ich keine Schmerzmittel. Das warme Wasser linderte etwas und gab mir etwas Leichtigkeit, wenn man das so sagen kann. So kam unsere Tochter im Wasser zur Welt. Es war wirklich schön! Komischerweise fragten dieses Mal weniger Leute, wie das Kind geboren wurde. Oder es kam nur ein 'Aha'. Obwohl einige wirklich interessiert an einer Wassergeburt waren. Vielleicht hatten sich die anderen schon mit dem "neumodischen Kram" abgefunden. Warum ist es eigentlich so interessant? Warum fragt man, wie die Geburt war? Nur um danach seine eigenen Erfahrungen, Erlebnisse einbringen oder einfach erzählen zu können? Es doch etwas ganz Persönliches, ein ganz intimer Moment. Etwas so Schmerzhaftes und Wunderschönes zugleich. Ich denke, jede Frau sollte so gebären, wie sie es sich wünscht, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Denn es ist ihr Moment und der des Vaters.
Natalie Clauss vor 6 Jahren
Hallo Viktoria, ich kann gut verstehen, dass dich das geärgert hat. Letztendlich ist es auch deine Geburt / eure Geburt und nicht die all jener, die meinen kommentieren zu müssen. Eigentlich sollten wir uns sagen, zum einen Ohr rein zum anderen raus. Das funktioniert bei mir aber meistens auch nicht. Liebe Grüße Natalie