Worauf du beim Anlegen deines Babys unbedingt achten solltest
In jeder Stillbegleitung geht es um das Anlegen. Tatsächlich haben sehr viele Stillprobleme ihre Ursache in verschiedenen Fehlern beim Anlegen. In diesem Blogartikel möchte ich daher auf die wichtigsten Aspekte eingehen, die du beim Stillen deines Babys ganz leicht beachten kannst.
Solltest du an irgendeiner Stelle Schwierigkeiten haben, meine Tipps umzusetzen, kannst du dich an eine Stillberaterin in deiner Nähe wenden. Einige Stillberaterinnen arbeiten auch online, sodass du sie ortsunabhängig kontaktieren kannst.
Dieser Artikel in meinem Podcast Verbunden
Worauf du beim Anlegen deines Babys achten solltest
Erfahre in dieser Folge, was du beim Stillen deines Babys beachten solltest.
Inhaltsangabe
- Bequeme Postion
- Nah am Körper und gut gehalten
- Körper des Babys in einer Linie
- Weit geöffneter Mund
- Ausgestülpte Lippen
- Auf frühe Hungerzeichen achten
- Weitere Aspekte
- So erkennst du, dass dein Baby nicht richtig angelegt ist
- Schmerzen während des Stillens
- Ran-Weg-Verhalten
- Grübchen beim Stillen
- Durchgängig schnelles Saugmuster
- Verformte Brustwarzen
- Video zum richtigen Anlegen
Bequeme Position
Das A und O für ein gutes Anlegen ist das Finden einer bequemen Haltung für dich als Mama. Dabei ist es vollkommen egal, in welcher Position du stillst. Du holst dafür dein Baby immer zu dir und führst nicht deine Brust zum Baby.
In der Regel dauern Stillmahlzeiten mehr als nur eine Minute und eine unbequeme Position wird schnell zur Qual und führt zu Verspannungen. Wer in unbequemen Positionen stillt, hat wenig Geduld und Lust auf das Stillen, was zu immer mehr Frust führt.
Eine ungünstige Stillposition hat jedoch auch in Bezug auf das Stillen selbst direkte Auswirkungen. Bei einer bequemen Stillposition sitzt oder liegst du entspannt, die Milch kann gut fließen. Wenn du nicht bequem sitzt oder liegst, spannst du ganz automatisch verschiedenste Muskeln an, auch wenn du das nicht möchtest.
Die Folge davon ist, dass der Milchspendereflex sich verzögert. Der Milchspendereflex bewirkt, dass die Milch leichter fließt, weil durch das Saugen ein Reflexmechanismus auf hormoneller und muskulärer Ebene in Gang gesetzt wird. Dieser Reflex wird bei einer Stillmahlzeit übrigens mehrfach ausgelöst. Viele Frauen spüren ihn durch ein leichtes Kribbeln und/ oder Spannen der Brüste.
Dein Baby muss bei einem verzögerten Milchspendereflex mehr an der Brust arbeiten bis die Milch fließt, was manchmal zu Frust beim Baby führt.
Eine bequeme Haltung beim Stillen ist grundsätzlich in vielen Positionen möglich. Welche Position bequem ist, hängt von deinen eigenen Vorlieben, denen deines Babys, aber auch dem Alter deines Babys ab. Gängige Stillpositonen sind beispielsweise die Wiegehaltung, die zurückgelehnte (intuitive) Haltung, der Footballer- oder Seitengriff, das Stillen im Liegen auf der Seite oder auch in Rückenlage. Auch beim Tragen in der Tragehilfe oder im Tragetuch kannst du dein Baby stillen. Wie das genau funktionieren kann beschreibe ich in meinem Artikel Tragend stillen.
Übe ruhig schon unabhängig vom Stillen, wie du eine bequeme Stillposition erreichst. Alles, was du halten musst, solltest du auf Kissen, Armlehnen oder Ähnlichem ganz entspannt ablegen können. Das kann in der Wiegehaltung beispielsweise der Arm und der Ellenbogen sein auf der Seite, die du gerade stillen möchtest.
Nah am Körper und gut gehalten
Dein Baby sollte beim Stillen immer ganz nah an deinem Körper sein. Es sollte für dein Baby leicht sein, die Brust zu halten ohne übermäßig arbeiten zu müssen.
Du solltest vermeiden, dass zwischen euch irgendwelche Decken oder Kissen liegen während des Stillens. Aber auch viel Stoff durch sehr dicke Kleidung, die nach unten gezogen wird zum Stillen, kann die Nähe etwas einschränken.
Der Kopf deines Babys sollte so unterstützt sein, dass er auch bei einer längeren Stillmahlzeit nicht abrutscht - alleine aufgrund der Schwerkraft. Hier solltest du daher schauen, dass die Stillposition ausreichend Stabilität bietet und du dein Baby halten kannst.
Wenn dein Baby nicht gut gehalten wird oder auch zu weit von dir weg ist beim Stillen, können verschiedene Schwierigkeiten auftreten: die Arme deines Babys stören beim Stillen, kommen immer wieder an die Brust; dein Baby rollt von der Seite auf den Rücken; dein Baby saugt nur noch an der Brustwarze und hat daher nur noch wenig Brust im Mund oder rutscht sogar ganz ab. Manche Babys sind zudem auch unruhiger beim Stillen, wenn sie sich nicht gut gehalten fühlen.
Für dich hat das nahe Stillen mit viel Körperkontakt zusätzlich den Vorteil, dass das Bindungshormon Oxytocin vermehrt ausgeschüttet wird. Dies bewirkt, dass der Milchspenedereflex leichter ausgelöst wird.
Weitere Themen rund um das Stillen behandele ich in meinem Online-Kurs Still Basics
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Körper des Babys in einer Linie
Dein Baby sollte beim Stillen immer in einer geraden Linie vom Kopf bis zur Hüfte liegen. Das heißt, dein Baby muss den Kopf nicht drehen, um die Brust zu erreichen. So ist das Schlucken und Saugen deutlich leichter. Versuche doch selbst einmal mit gedrehtem Kopf zu schlucken, dann verstehst du, was ich meine.
Dass der Körper deines Babys in einer Linie sein soll, meint allerdings nicht, dass dein Baby beim Stillen immer waagrecht liegen muss. Im Gegenteil: Wenn der Popo deines Babys etwas tiefer ist als der Kopf bringt dies eine Reihe von Vorteilen mit sich. Es kann beispielsweise besser spüren, wenn der Magen voll ist. Außerdem ist es so viel einfacher, eine bequeme Stillposition zu finden.
Weit geöffneter Mund
Wenn der Mund deines Babys nicht ausreichend geöffnet ist beim Stillen, wirst du das wahrscheinlich schon bemerkt haben. Ist der Mund nicht ausreichend weit offen, hat dein Baby in der Folge auch nicht so viel Brustgewebe im Mund. Es saugt dann hauptsächlich an der Brustwarze, die am harten Gaumen reibt und gedrückt wird.
Dadurch entstehen leicht Schmerzen und es kommt durch die Reibung am Gaumen zu wunden Brustwarzen. In meinem Artikel Wunde Brustwarzen - Was sind die Ursachen und was kann ich tun? gehe ich auf weitere Ursachen, sowie Behandlungsmöglichkeiten ein.
Bei deinem Baby führt ein nicht ausreichend geöffneter Mund zu weniger Milchtransfer, das Stillen kann dadurch für dich und dein Baby frustrierend sein.
Jetzt fragst du dich vielleicht, warum der Mund deines Babys nicht ausreichend offen ist und was du tun kannst? In den meisten Fällen liegt der Grund hierfür an der Position der Brustwarze direkt vor dem Stillen. Befindet sich die Brustwarze direkt vor dem Mund, muss dein Baby ihn nur wenig öffnen, um die Brust in den Mund zu nehmen. Das liegt daran, dass schlicht nicht genug Platz für das Kinn ist, um den Mund wirklich weit öffnen zu können.
Dieses Problem kannst du übrigens auch oft erkennen, wenn die Nase deines Babys in deine Brust gedrückt wird und du die Brust immer wieder zur Seite drückst, damit es atmen kann.
Besser ist daher, wenn die Brustwarze auf Höhe der Oberlippe liegt oder dem Hautbereich zwischen Nase und Mund. Jetzt streckt sich dein Baby, um die Brust zu erreichen und kann den Mund dabei weit öffnen.
Es sollte daher mehr Brust am Unterkiefer sein, sodass das Kinn direkt an der Brust liegt. Vom oberen Warzenhof sollte dann mehr zu sehen sein als von der unteren Seite (gesehen vom Kind aus).
Ausgestülpte Lippen
Nicht ausgestülpte Lippen finden ihre Ursache häufig in Fehlern beim Anlegen. Wenn du deinem Baby die Brust in dem Mund schiebst, statt abzuwarten, bis der Mund wirklich weit geöffnet ist, sind die Lippen oft nicht richtig ausgestülpt oder sogar nach innen eingerollt. Auch bei einer mittigen Position der Brustwarze beim Andocken kann dies passieren.
Ausgestülpte Lippen dienen beim Stillen der Stabilität. Dein Baby muss durch die breite Auflagefläche wenig Druck ausüben, um die Brust zu halten. Dadurch ist es zum einen für dein Baby deutlich einfacher und zum anderen verspürst du dabei wahrscheinlich weniger Druckgefühl.
Manchmal führt ein sehr kurzes Lippenband dazu, dass dein Baby die Oberlippe nicht richtig ausstülpen kann.
Auf frühe Hungerzeichen achten
Falls dein Baby bereits sehr hungrig ist, wenn du es anlegen möchtest, macht es das Stillen deutlich schwieriger. In unseren Babys lebt noch ein kleines Steinzeitgehirn und von ihrem Entwicklungsstand heraus wissen sie noch nicht, dass es so etwas wie Bedürfnisaufschub gibt.
Ist dein Baby also wirklich hungrig, ist es möglicherweise gestresst und kann sich in seiner Aufregung nicht mehr gut auf das Stillen konzentrieren. Besser ist es daher, wenn du auf frühe Hungerzeichen achtest und dein Baby möglichst schnell anlegst.
Zu den frühen Hungerzeichen zählen Sauggeräusche oder auch Saugbewegungen der Lippen. Vielleicht dreht dein Baby auch den Kopf, geht mit der Zunge über die Lippen, schmatzt oder macht anderweitige Mund- oder Zungenbewegungen.
Wenn dein Baby nun noch keine Milch bekommen hat, werden seine Anzeichen immer deutlicher. Es steckt sich möglicherweise die Hand in Mund, wird deutlich aktiver oder sogar unruhig und seine Geräusche werden vom Schmatzen eher zu einem Wimmern. Außerdem machen viele Babys hier deutliche Suchbewegungen mit dem Kopf.
Zu den späten Hungerzeichen zählen schließlich das Schreien und laute Weinen. Dein Baby ist zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich deutlich angespannt am ganzen Körper und sucht deutlich sicht- und hörbar nach Aufmerksamkeit, Beachtung und schließlich Milch.
Weitere Aspekte
Solltest du deine Brust beim Stillen halten, achte darauf, dass du genug Abstand zum Mund deines Babys hast. Ansonsten ziehst du deinem Baby leicht die Brust aus dem Mund oder deine Finger sind beim Saugen im Weg. Es hat nicht die Möglichkeit, die Brust gut zu erfassen und effektiv zu saugen.
Wie du erkennst, dass dein Baby effektiv stillt, erfährst du in meinem Artikel 7 Anzeichen, an denen du erkennst, dass dein Baby effektiv stillt.
Viele Mamas drücken die Brust etwas zusammen, um ihrem Baby das Andocken einfacher zu machen. Wichtig ist, das so zu machen, dass es parallel zum Kiefer geschieht. Andernfalls ist es für dein Baby noch schwieriger die Brust zu erfassen.
Achte außerdem darauf, dass du hier nach dem Andocken wieder loslässt, weil du die Brust sonst aus dem Mund ziehst, wie ich es oben bereits beschrieben habe.
So erkennst du, dass dein Baby nicht richtig angelegt ist
Vielleicht fragst du dich jetzt, ob du dein Baby beim Stillen richtig anlegst. Ich habe daher einige Hinweise gesammelt, die daraufhin deuten können, dass das Anlegen nicht gut ist.
Schmerzen während des Stillens
Hast du ständig Schmerzen während des Stillens? Dann läuft irgendetwas schief. Schmerzen beim Stillen können sehr vielfältige Ursachen haben. Die häufigste Ursache für Schmerzen liegt jedoch an Fehlern beim Anlegen.
Besonders wenn dein Baby nicht ausreichend Brustgewebe im Mund hat und die Brustwarze am harten Gaumen deines Babys reibt, tut das weh. Auch wenn die Lippen nicht ausgestülpt sind und dein Baby vermehrt Druck ausüben muss, um die Brust zu halten, kann das Schmerzen verursachen.
Ran-Weg-Verhalten
Wenn dein Baby ständig von der Brust abrutscht und dann versucht diese wiederzufinden, kann es eine Reihe von Ursachen haben. Eine mögliche Ursache ist, dass es nicht gut gehalten wird und nicht nah genug an deinem Körper liegt.
Wenn dein Baby gegen Ende der Stillmahlzeit ein Ran-Weg-Verhalten zeigt, hängt dies vermutlich mit seinen Ausscheidungen zusammen. Beim Saugen an der Brust wird gleichzeitig ein Ausscheidungsreflex ausgelöst, sodass viele kleine Babys direkt beim Stillen pinkeln und/ oder Kacka machen. Vielen Babys fällt es jedoch schwer, sich auf beides, das Stillen und das Ausscheiden, gleichzeitig zu konzentrieren, weshalb sie beim Stillen unruhig werden.
Eine weitere mögliche Ursache von ständigem und andauerndem Ran-Weg-Verhalten sind Einschränkungen durch das Zungenband. Deinem Baby fällt es dann möglicherweise schwer, die Brust zu halten und ein Vakuum aufzubauen, rutscht immer wieder von der Brust ab und versucht diese danach erneut zu erfassen. Mehr zum Zungenband kannst du in meinem Artikel Das (zu) kurze Zungenband nachlesen.
Grübchen beim Stillen
Wenn dein Baby beim Stillen mit der Wangenmuskulatur mitarbeitet, kannst du das manchmal an Grübchen erkennen, die sich dabei bilden. Achte dann darauf, dass du dein Baby nah genug bei dir hast und gut hälst, dass der Mund weit offen ist, die Lippen ausgestülpt sind und dein Baby viel Brustgewebe im Mund hat.
Sollten auch beim korrekten Anlegen weiter Grübchen oder Wangenarbeit erkennbar sein, sollte geschaut werden, wo die Ursache hierfür liegt. Auch hier ist eine mögliche Ursache eine Einschränkung durch das Zungenband. Wenn die Zunge nicht ausreichend arbeiten kann, nutzt dein Baby möglicherweise andere Körperbereiche, um die Milch aus der Brust zu erhalten.
Durchgängig schnelles Saugmuster
Bei einem guten Anlegen mit ausreichend Milchtransfer sollte das Saugen nur zu Beginn sehr schnell sein. Durch das schnelle Saugen am Anfang löst dein Baby den Milchspenedereflex bei dir aus. Sobald der Milchspendereflex ausgelöst ist, sollte das Saugen langsamer und tiefer werden. Möglicherweise macht dein Baby auch kurze Pausen beim Saugen.
Wenn dein Baby nicht gut angelegt ist, vor allem wenn du in einer unbequemen Position stillst, ist das Saugen deines Babys möglicherweise die ganze Zeit gleich schnell.
Manche Mamas denken, wenn das Baby durchgängig schnell saugt, dass die Milchmenge zu gering ist. Häufig ist das nicht der Fall, sondern es liegt lediglich an Schwierigkeiten beim Anlegen.
Verformte Brustwarzen
Bei manchen Frauen sind die Brustwarzen nach dem Stillen verformt oder gequetscht. Teilweise sind sie durch die starke Verformung sogar weiß und kaum durchblutet.
Die Ursache hierfür liegt dann möglicherweise darin, dass dein Baby zu wenig Brustgewebe im Mund hat und das Kinn nicht an der Brust liegt. Dabei wird die Brustwarze beim Saugen gegen den harten Gaumen gedrückt, was Schmerzen und die Verformungen der Brustwarze verursachen kann.
Eine weitere Ursache für Verformungen der Brustwarze nach dem Stillen ist beispielsweise ein zu kurzes Zungenband. Zu einer weißen Verfärbung der Brustwarze kann es bei korrektem Anlegen zu einem Vasospasmus kommen, einer kurzfristigen Durchblutungsstörung.
Video zum richtigen Anlegen
Nun habe ich dir viele Informationen und Tipps zum richtigen Anlegen gegeben und woran du erkennst, dass dein Baby nicht richtig angelegt ist. In dem folgenden Video findest du einige Aspekte davon wieder. Außerdem kannst du vieles nochmal anhand von Bildern nachvollziehen.
Wenn du weiterhin Fragen zum Anlegen hast oder sich Probleme nicht alleine lösen lassen, kannst du eine ausgebildete Stillberaterin kontaktieren, die dich bei deinem Anliegen unterstützt.
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