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Gastartikel

Mein wunderschöner nicht geplanter Kaiserschnitt

geschätzte Lesezeit: 4 Minuten bearbeitet am: 10.02.23

Ein schöner Kaiserschnitt? Ich glaube, bei einem Kaiserschnitt geht die Erfahrungspalette doch sehr weit auseinander. Während viele einen (v.a. ungeplanten) Kaiserschnitt als belastend oder gar traumatisch empfinden, können andere damit eine schöne Geburt verbinden. Ich bin froh, dass Tina bereit war ihre Geburt aufzuschreiben und dass ich diesen Bericht veröffentlichen darf. Der restliche Text ist nun von ihr. Der Titel war übrigens auch von ihr gewählt.

Heute möchte ich von meinem Geburtserlebnis im Januar 2018 berichten. Durch eine sehr früh erkannte Gestationsdiabetes bin ich sehr schnell engmaschig in der Schwangerschaft ärztlich Überwacht worden. Die Diabetes habe ich sehr gut in den Griff bekommen und so hoffte ich, dass meinem Wunsch nach einer natürlichen Geburt nichts im Wege stehen würde. Ein Kaiserschnitt war für mich wirklich der letzte Weg, da ich meinem Baby und mir eine natürliche Geburt nicht nehmen wollte und auch oft von Stillschwierigkeiten nach Kaiserschnitt OPs gelesen hatte.

In der 36. Woche wurde bei einer Untersuchung festgestellt, dass mein Fruchtwasser weniger wurde, sodass ich in der 38. Woche zur Einleitung ins Krankenhaus gehen musste. Die Einleitung machte mir Angst, da ich vorher im Internet viel dazu gelesen hatte und die Aussicht auf Tage und Nächte des Wartens im Krankenhaus nicht meine Vorstellung von einer schönen Geburt war.

Lange hatte ich versucht, die Einleitung hinauszuzögern, aber jetzt ging es aus ärztlicher Sicht nicht mehr, zu groß wäre das Risiko für meinen Bauchzwerg gewesen. Ich habe einen Wehen-Cocktail bekommen und plötzlich fing es langsam an während ich mit meinem Mann im Krankenhaus umherlief.

Zurück im Kreißsaal wurde ein CTG gemacht. Die für mich zuständige Hebamme Dörte vom Krankenhaus war nicht ganz zufrieden mit den Herztönen vom Zwerg und gab mir Wasser zu trinken. Sie sagte, das entspannt meistens die Situation. Nach 5 Minuten stand sie wieder im Raum und wollte uns das CTG erklären. Diesmal war aber schon eine Ärztin dabei und irgendwie wusste ich, dass etwas nicht stimmte.

Beide erklärten mir, dass ein Kaiserschnitt gemacht werden müsste, da sich die Herztöne weiter verschlechterten. Ich habe ohne groß zu überlegen „Ja machen Sie das“ gesagt. Es war für mich in dem Moment das absolut Richtige. Die Vorbereitung lief sehr schnell und routiniert ab und Dörte war die ganze Zeit bei meinem Mann und mir. Sie half mir beim Ausfüllen der Unterlagen und erklärte uns vieles genauer. Am Ende sagte sie mir nochmal, dass mein Baby schon im OP bei mir bleibt und nur für die U1 kurz von mir getrennt wird, mein Mann aber bei der Untersuchung dabei sein kann. Das war mir sehr wichtig, dass unser Kind nicht von uns getrennt ist.

Nachdem ich im OP fertig gemacht wurde und sich alle Beteiligten vorgestellt hatten, durfte mein Mann zu mir und die OP ging los. Ich war während der OP wie in Trance. Erst als ich mein Baby schreien hörte, war ich wieder da. Dörte hat es mir direkt nach dem ersten Abwischen auf die Brust gelegt und 20 Minuten damit verbracht, dem kleinen Mann sanft den Weg zur Milch zu zeigen. Ich konnte tatsächlich im OP schon mein Baby stillen und es war ein wunderschönes Gefühl.

Auch wenn die Geburt nicht so war, wie ich es mir erhofft hatte, war es wunderschön. Mein Mann war die ganze Zeit bei mir, mein Baby nie allein und Dank der wahnsinnig tollen Hebamme konnte ich sofort stillen und ich fühlte mich während der ganzen Zeit gut betreut.

Vor der Geburt habe ich einige Male darüber nachgedacht, was ist, wenn es zum Kaiserschnitt kommt. Für mich war immer klar, wenn es mir von ärztlicher Seite geraten wird für das Wohl des Kindes, dass ich dann nicht zögere. Wenn ich jetzt über meine Entscheidung nachdenke, steht für mich fest, dass ich es zum Wohle meines Babys immer wieder so machen würde und ich in meinem Falle die zu dem Zeitpunkt beste Entscheidung für mein Kind getroffen habe. Als Überbleibsel meines Kaiserschnittes habe ich zum Glück nur meine körperliche Narbe und positive schöne Erinnerungen an die Geburt meines Babys.

Im Falle einer zweiten Schwangerschaft würde ich aber wieder eine natürliche Geburt favorisieren.

Bildquelle:

Das Titelbild kommt von unsplash.com.

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