Erinnerungen an die Geburt
Die Geburten unserer Kinder gehören zu den prägendsten Erlebnissen in unserem Leben. Dabei kann der Geburtsverlauf ganz unterschiedlich sein. Wir können gestärkt und positiv über eine Geburt sprechen oder auch traumatisiert und verletzt. In vielen Fällen bleibt uns an die Geburt jedoch nicht mehr als unsere Erinnerung, natürlich neben dem Fakt, dass unser Baby nun da ist.
Viele Mamas, denen ich begegne, wünschen sich jedoch mehr als nur diese Erinnerung im Kopf. Sie wünschen sich etwas zum Ansehen und zum Nachlesen. Teilweise hängt das auch damit zusammen, dass die Erinnerung etwas unvollständig ist durch den Hormonrausch während der Geburt.
In diesem Artikel schreibe ich, welche Möglichkeiten es zur Erinnerung an die Geburt gibt. Einiges davon kannst du auch noch im Nachhinein machen oder gestalten, anderes müsste im Vorfeld geplant werden, sodass dies eher für werdende Mamas oder folgende Schwangerschaften interessant ist.
Solltest du belastet sein durch die Geburtserfahrung, können solche Erinnerungen natürlich noch einmal besonders intensiv sein und es macht nicht immer Sinn, die Geburt dann so in den Blick zu holen. Falls du jedoch unter den Erfahrungen leidest, würde ich dir in jedem Fall empfehlen, darüber zu sprechen und dir gegebenenfalls Unterstützung zur Aufarbeitung zu suchen.
Geburtsbericht
Die einfachste und gängigste Variante, um die Geburt zu reflektieren und sich noch einmal daran zu erinnern, ist ein Geburtsbericht.
So ein Geburtsbericht kann ganz unterschiedlich aussehen. Letztendlich ist jede Erzählung über die Geburt ein Geburtsbericht. Du kannst jedoch nicht nur über die Geburt berichten, du kannst deine Erinnerungen auch selbst aufschreiben und dir so dein Erleben, deine Emotionen und Gedanken während der Geburt noch einmal bewusst machen.
Es geht dabei zu keinem Zeitpunkt darum, dass alles vollständig, in der richtigen Reihenfolge und der richtigen Dauer beschrieben sein muss. Es geht ebenso nicht darum, ob andere, die bei der Geburt anwesend waren, die Geburt genauso oder ähnlich beschreiben würden. Nein, es geht um dich und dein Erleben. Ein paar Tipps zum Verfassen eines solchen Geburtsberichts findest du auf der Seite von Ute Taschner.
Wenn du während der Geburt Begleiter dabei hattest, wie beispielsweise deinen Partner/ deine Partnerin, kannst du mit diesen Begleitern zunächst über die Geburt sprechen und sie sonst auch darum bitten, ebenfalls einen Geburtsbericht zu verfassen, aus ihrer eigenen Perspektive. So kannst du die Geburt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und vielleicht auch noch etwas Neues erfahren.
Sollte während der Geburt außerdem eine Doula anwesend gewesen sein, verfasst sie vermutlich einen eigenen Geburtsbericht. Falls nicht, kannst du sie jedoch sicherlich darum bitten. Sie kann dir auch dabei helfen, deinen eigenen Geburtsbericht zu verfassen.
Zusätzlich kannst du aus der Klinik, vom Geburtshaus oder der Hebamme den Geburtsbericht anfordern, welcher immer zur Dokumentation angefertigt wird. In Kliniken wird hierfür in der Regel ein Kopiergeld verlangt. Informationen dazu und ein Musterschreiben findest du auf der Website gerechte-geburt.de. Dieser klinische Geburtsbericht ist allerdings oft sehr medizinisch und emotionslos gehalten. Es geht hier lediglich um die rechtliche Absicherung im Falle einer Klage.
Bei Haus- und Geburtshausgeburten ist dies in der Regel etwas unkomplizierter möglich. Du kannst dafür einfach deine Hebamme kontaktieren. Diese Geburtsberichte sind zudem häufig etwas persönlicher und emotionaler.
Eine weitere Möglichkeit für einen Geburtsbericht ist, wenn du diesen professionell verfassen lässt. Die Kosten hierfür sind sehr unterschiedlich.
Fotos während Geburt
Falls du noch schwanger bist, hast du noch andere Möglichkeiten Erinnerungen an die Geburt zu schaffen. Dies gilt natürlich auch für mögliche weitere Geburten, wenn du nun bereits geboren hast.
Eine Möglichkeit ist, dass du während der Geburt Fotos machen lässt. Dies kann beispielsweise deine Geburtsbegleitung übernehmen, wobei deine Geburtsbegleitung dich sicherlich auch zwischenzeitig unterstützen soll mit Massagen oder Ähnlichem, sodass dies nicht immer passend ist. Außerdem wünschst du dir möglicherweise Aufnahmen von genau diesen Momenten von euch gemeinsam während der Geburt. Das wäre nicht möglich, wenn dein Partner die Fotos selbst macht.
Sollte eine Doula mit dabei sein, kann sie möglicherweise zwischenzeitig Fotos machen. Jedoch bietet dies nicht jede Doula an.
Alternativ kannst du die Geburt auch filmen und dafür eine Kamera mit Stativ aufstellen. Nachteil davon ist, dass du nur in einem Winkel aufnehmen kannst und entsprechend wahrscheinlich nicht alles sichtbar ist, was du dir wünschst. Andererseits hat eine Videoaufnahme noch einmal eine ganz andere, eigene Dynamik und kann sehr bewegend als Erinnerung sein. Allerdings ist dies nicht überall möglich und sollte immer im Vorfeld abgesprochen werden.
Es gibt aber noch eine weitere Möglichkeit: Es gibt spezielle Geburtsfotografinnen (ich kenne tatsächlich nur weibliche Geburtsfotografen), die sich darauf spezialisiert haben, die intimen und intensiven Moment während der Geburt fotografiert festzuhalten. Die Qualität dieser Bilder ist natürlich noch einmal ungleich höher, als wenn Laien die Fotos machen. Dies hängt auch mit dem Equipment zusammen.
Der Bildstil, die Kapazitäten und die Kosten von solchen Fotografinnen sind sehr unterschiedlich. Es lohnt sich, sich zum einen früh zu informieren und zum anderen verschiedene Fotografinnen anzuschreiben. Wichtig ist außerdem, dass ihr auf einer gemeinsamen Wellenlänge seid, sodass du die Anwesenheit der Fotografin nicht als störend empfindest. Auch diese Variante sollte im Vorfeld mit der Klinik, dem Geburtshaus oder der Hebamme abgesprochen werden.
Amnionmond und Plazentaabdruck
Etwas, worüber du dir ebenfalls vor der Geburt Gedanken machen müsstest, wenn du dies als Erinnerung wünschst, sind die Anfertigung von Erinnerungsstücken von Plazenta und Fruchtblase.
Letztendlich sind deiner Kreativität hierbei keine Grenzen gesetzt. Ich beschreibe dir hier zwei gängige Varianten.
Erst wenn die Plazenta geboren wird, gilt eine Geburt als abgeschlossen. Sie ist Teil des Babys und unser einziges temporäres Organ. Lange war sie die Verbindung dir und deinem Baby, ein faszinierendes Organ.
Um an diese Verbindung und die Plazenta zu erinnern, kann ein sogenannter Plazentaabdruck gemacht werden. Dafür gibt es verschiedene Methoden. Direkt nach der Geburt kann auf die Plazenta ein dickeres Blatt Papier, ich würde DinA3 empfehlen, gelegt und leicht angedrückt werden. So entsteht ein Abdruck mit dem frischen Blut. Später kann dieser Abdruck noch weiter ausgearbeitet werden, beispielsweise könntest du die Linien der Gefäße etwas verstärken.
Wer das nicht möchte, kann die Plazenta bemalen (lassen) und so einen farbigen Abdruck herstellen. Hierfür muss die Plazenta nicht frisch sein, sondern kann aufgetaut werden, wenn du sie nach der Geburt eingefroren hast.
Ein frischer Plazentaabdruck ist eventuell in einer Klinik nicht möglich. Auch eine Plazentamitnahme zum Einfrieren solltest du bereits beim Geburtsplanungsgespräch ankündigen und spätestens direkt nach der Geburt erneut mitteilen, damit diese nicht versehentlich im Klinikmüll landet, wie es sonst der Fall wäre.
Falls du den Abdruck nicht selbst machen möchtest, gibt es hierfür ebenfalls spezielle Anbieter. Häufig sind dies Doulas.
Um eine Erinnerung an die Fruchtblase, also die Eihaut deines Babys, zu haben, können sogenannte Amnionmonde hergestellt werden. Amnion ist der Fachbegriff für die innere Eihaut.
Mit der Geburt der Plazenta wird auch die Fruchtblase geboren. Zur Herstellung eines Amnionmondes können Stücke davon mit einer scharfen Schere abgeschnitten werden. Diese werden anschließend über ein Glas gelegt und mit einem Gummiband auf Spannung befestigt. Das Glas, welches dafür benutzt wird, wird danach entsorgt, da die Eihaut beim Trocken sehr fest am Glas klebt.
Das Fruchtblasenstück muss nun trocknen. Sobald es trocken ist, kannst du es vorsichtig mit einem Cutter oder Skalpell am Rand entlang herausschneiden. Die Ränder fransen dabei häufig etwas aus. Du bekommst sie glatt, indem du noch einmal mit einer Schere daran entlang schneidest und so die Feinarbeit machst.
Die Amnionmonde kannst du jetzt in Szene setzen, wie du es möchtest - beispielsweise in einem Glasrahmen, sodass das Licht durchscheinen kann, oder aber du gestaltest eine Art Collage.
Collagen, Bilder und Erinnerungsstücke
Nachdem ich zuletzt Möglichkeiten vorgestellt habe, die du bereits vor der Geburt vorbereiten oder planen solltest, folgt hier eine weitere Variante der Geburtserinnerung, die du auch später noch umsetzen kannst.
Du kannst eine Collage aus Bildern und Erinnerungsstücken erstellen. Hierfür kannst du beispielsweise die Bilder der Geburt, die du hast, verwenden. Bei einer solchen Collage kannst du neben ersten Fotos oder Fotos von der Geburt aber auch andere Erinnerungsstücke nutzen wie beispielsweise das Armband aus der Klinik oder den abgefallenen Nabelschnurrest.
Letztlich sind deiner Kreativität bei der Gestaltung keine Grenzen gesetzt. Du kannst sie auf einem Blatt Papier gestalten oder in einer Box, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Auch könnte ein Geburtsbild gestaltet werden mit dem Datum und der Uhrzeit der Geburt, sowie dem Gewicht und der Größe deines Babys. Das geht unter anderem über verschiedene Anbieter aus dem Druckbereich.
Alternativ kannst du natürlich ein Bild malen, welches die Geburt oder die ersten Momente danach darstellt.
In einer etwas größeren Box könntest du weitere Erinnerungsstücke sammeln. Möglicherweise das Handtuch, in welches dein Baby zuerst eingewickelt wurde (falls es euer eigenes Handtuch war) oder Kleidung, welche du während der Geburt getragen hast. Doch auch wenn du Kleidung oder Handtücher im Alltag normal weiternutzt, können dich solche Sachen an die Geburt erinnern.
Fazit
Wie du sehen konntest, gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten, sich bewusst an die Geburt zu erinnern und gezielt Erinnerungen zu schaffen, die rein über das Gedächtnis hinausgehen.
Was dir davon zusagt, ist Geschmackssache. Zum Glück gibt es hier keine Vorgaben und du kannst frei für dich wählen, was dir gefällt und so gestalten, wie du es magst.
Manche dieser Erinnerungsstücke müssen vor der Geburt vorbereitet und geplant werden, wie die Fotos während der Geburt oder der Plazentaabdruck. Andere können auch noch später erstellt werden, wie die Collage oder der Geburtsbericht.
Welche Erinnerungen hast du an die Geburt? Hättest du dir im Nachhinein noch andere Erinnerungsstücke gewünscht?
Ich freue mich davon in den Kommentaren zu lesen!
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