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Erfahrungsbericht

Krippeneingewöhnung

geschätzte Lesezeit: 10 Minuten bearbeitet am: 10.02.23

Früher oder später stellt sich für alle Eltern die Frage, ob und ab wann und auch wo das Kind fremdbetreut werden soll. Hier gibt es verschiedenste Modelle, Institutionen und Zeiten. Tagesmutter, Großtagespflege, Krippe, Kindergarten, KiTa: Was ist denn bloß das Richtige für mein Kind?! Und wie lange soll ich betreuen lassen? Mit welchem Alter sollten wir damit beginnen? Und welche Uhrzeiten benötigen wir? Kann vielleicht auch Oma oder Opa die Betreuung übernehmen? Oder möchte ich mein Kind lieber zu Hause selbst betreuen?

Wie du siehst, es stellen sich wirklich viele Fragen zur Fremdbetreuung und in vielen Aspekten gehen auch die Meinungen sehr auseinander. Es wird teilweise sehr verletzend und beleidigend diskutiert.

Letztendlich spielen meiner Meinung nach in eine solche Entscheidung sehr viele Faktoren hinein, die von außen gar nicht ersichtlich sind. Es ist also immer eine individuelle Entscheidung, die Eltern für jedes Kind neu treffen müssen.

Einflussfaktoren auf die Entscheidung über die Fremdbetreuung

Ich möchte hier nur kurz noch einige mögliche Faktoren nennen, die sich auf eine solche Entscheidung auswirken können: finanzielle Situation, Charakter des Kindes (gerade in Bezug auf eine spätere Fremdbetreuung), Forderungen des Arbeitgebers oder auch Bedürfnisse der Mama (oder der Eltern).

Ein Kind stapelt bunte Blöcke. Man sieht das Kind von Hinten.

Zu diesem Thema gibt es folglich auch viele Artikel und sogar ganze Bücher, die sich ihm widmen. In einigen Büchern wird das Thema Fremdbetreuung zumindest beschrieben. Herbert Renz-Polster schreibt in seinem Buch "Menschenkinder" (eine Rezension findest du im Artikel Menschenkinder [Buchrezension]) beispielsweise, dass es sehr auf die Qualität der Betreuung ankommt, ebenso wie auf das Verhältnis, die Beziehung zu den Erziehern.

Was uns bei der Wahl der Krippe wichtig war

Bei meiner Tochter entschieden wir uns für eine Betreuung nach dem ersten Lebensjahr in einer Krippe. Ich merkte, dass mir zu Hause zunehmend die Decke auf den Kopf fiel, ich reizbar war und dringend mehr Abwechslung und gleichzeitig mehr Familienzeit brauchte. Denn ich konnte auch im ersten Lebensjahr meiner Tochter arbeiten, aber immer nur dann, wenn mein Mann von der Arbeit kam. Das setzte mich irgendwann unter Stress und machte mich unglücklich.

Bei der Wahl der Krippe waren uns verschiedene Faktoren wichtig, wie die Begegnung mit den Kindern auf Augenhöhe, die Ermutigung zum "Selbstmachen", also die Einbeziehung in den Alltag, ebenso wie, dass die Kinder in ihren Bedürfnissen gesehen werden. Um hier nur ein paar Punkte zu nennen.

Die Eingewöhnung aus Sicht einer Erzieherin

Elena von Wickelakrack ist selbst Erzieherin und hat den Artikel Die lange Eingewöhnung zu diesem Thema in die Krippe bzw. Kita verfasst. Darin beschreibt sie die Erfahrungen aus der Praxis und geht auch auf das Berliner Modell ein.

Wie die Eingewöhnung begann

Nachdem wir nach vielen Schwierigkeiten endlich einen Krippenplatz gefunden hatten (das ist hier in Oldenburg momentan nicht wirklich einfach), freute ich mich sehr, dass ich bereits eine Erzieherin von Mina kannte. Ich konnte mit ihr über meine Ängste, meine Sorgen und meine Hoffnungen sprechen.

Glücklicherweise war es in dieser Einrichtung auch kein Problem, dass Mina mit Stoffwindeln gewickelt und das Ausscheiden auf dem Töpfchen angeboten wurde. Auch dem Tragen gegenüber waren die Erzieher offen.

Anfang August begannen wir also mit der Eingewöhnung, nachdem die Sommerferien im Kindergarten meines Sohnes zu Ende waren.

Ich packte Mina Frühstück und Wechselsachen, sowie Windeln für ihren Korb ein. Wir verbrachten gemeinsam eine Stunde in ihrer Gruppe. Meine Tochter wirkte aufgeschlossen und suchte sich immer wieder Spielzeug. Gleichzeitig schaute sie auch immer wieder nach mir und kam zu mir zurück. Der nächste Tag verlief eigentlich genauso.

Ein Mädchen sitzt auf dem Boden und spielt. Es hat eine Strumpfhose an.

Nach diesen zwei Tagen wurde sie leider krank, sodass wir den Rest der Woche zu Hause verbrachten. In der nächsten Woche starteten wir also noch einmal von vorne. Montag bis Mittwoch verliefen eigentlich sehr ähnlich wie die Tage in der letzten Woche. Mina ging sogar mit anderen Kindern ins Bad, gemeinsam mit einer Erzieherin. Dort spielte sie mit Wasser, ohne dass sie sich für mich interessierte.

Da dies so gut funktioniert hatte, entschieden wir uns für einen kurzen Trennungsversuch am nächsten Tag. Bei dem Versuch blieb es. Als ich mich verabschiedete begann sie sehr zu weinen und ließ sich nicht beruhigen, sodass wir die Trennung abbrachen und noch einmal von vorne starten wollten. Also wieder eine gemeinsame Stunde in der Einrichtung.

Dabei veränderte sich eigentlich nicht viel im Vergleich zu den ersten Tagen. Mina war zwar aufgeschlossen und neugierig, gleichzeitig aber auch froh, dass ich da war, was ihr Sicherheit gab.

Zwischenzeitig war meine Tochter dann auch mehrmals kurz erkrankt. Sie bekam ihre ersten Zähnchen, was sie sehr quälte. Nach der Stunde in der Krippe schlief sie auch immer erschöpft beim Stillen ein. Dennoch merkte ich, dass sie zufrieden dort war. Dass sie immer aufgeschlossener wurde.

Sie ging auch immer mehr zu den Erziehern hin und ließ sich auf das Spielen ein.

Nach einiger Zeit versuchten wir einen erneuten Trennungsversuch, nur kurz. Mina verabschiedete sich und spielte weiter. Als ich nach zehn Minuten zurück kam, weinte sie auf dem Arm einer Erzieherin. Es klang nicht verzweifelt, sondern einfach traurig, dass ich nicht da war. Sie ließ die Nähe der Erzieherin zu, sodass wir besprachen, es am nächsten Tag erneut zu versuchen. Das Spiel wiederholte sich, nur dass sie diesmal direkt weinte.

Also sollte ich wieder dabei sein. Ich nahm mir nun etwas zum Arbeiten und Lesen mit. Ich setzte mich mit in die Gruppe, versuchte dabei aber zu arbeiten. Mina ließ sich darauf in den ersten Tagen gut ein und kam etwas weniger zu mir. Als sich ein weiterer Zahn ankündigte, war sie allerdings wieder anhänglicher und wollte viel bei mir sein. Das frustrierte und nervte mich. Ich hatte keine Lust mehr und war kurz davor die Eingewöhnung abzubrechen.

Eine neue Strategie in der Eingewöhnung

Im Oktober war die Einrichtung zwei Wochen geschlossen. Ich weiß nicht mehr, ob das vor oder nach unserem zweiten Trennungsversuch war, aber das ist auch nicht so relevant. Jedenfalls hatte ich das Gefühl, dass sie die "freie" Zeit nicht wieder zurück warf, wie ich es von anderen schon öfter gehört hatte. Ich hatte vielmehr das Gefühl, dass ihr das gerade gut tat, um die Geschehnisse zu verarbeiten.

Im Gespräch mit der Erzieherin beschlossen wir später, dass mein Mann die Eingewöhnung übernehmen sollte. Also fuhr er früh mit Mina zur Krippe, wo ich sie nach der gemeinsamen Stunde abholte und mein Mann zur Arbeit fuhr. Das war wirklich stressig! Zumal ich meinen Sohn in der Zwischenzeit zum Kindergarten bringen musste.

Ein Kind stapelt bunte Blöcke.

Wir sprachen erneut miteinander und beschlossen eine weitere Trennung zu versuchen. In der Zwischenzeit fiel es Mina auch zu Hause immer leichter sich von mir zu verabschieden, wenn ich arbeiten ging. Sie winkte mir bewusst und spielte dann mit meinem Sohn oder meinem Mann.

Wir waren optimistisch, dass es diesmal funktionieren würde. Außerdem war ich mittlerweile mit meinen Kräften am Ende. Es war mittlerweile auch schon Anfang November und die Eingewöhnung ging bereits seit fast drei Monaten.

Als mein Mann sie zur Krippe brachte, verabschiedete er sich von unserer Tochter. Sie war auf dem Arm einer Erzieherin und winkte ihm zum Abschied. Als ich sie kurze Zeit später holte, war sie ins Spiel vertieft. Es hatte also endlich funktioniert! Ohne Tränen, mit viel Sicherheit und vor allem Klarheit von uns allen.

Mein Tochter spürt Unsicherheit sofort und zeigt das dann auch. Doch nun waren wir alle klar, was ihr sehr half.

Wie es weiter ging

Nachdem der erste Trennungsversuch bei meinem Mann so gut funktionierte, ging es eigentlich genau so weiter. Ich kam immer nach kurzer Zeit in der ersten Woche, die so verlief. Doch wir merkten schnell, dass die Trennung kein Problem mehr darstellt.

Wir steigerten die Zeit in der Krippe. Auch das war kein Problem. Mina war endlich gut angekommen. Manchmal gab es Tränen beim Abschied, doch die Erzieher versicherten uns, dass sie sich schnell trösten ließ und zu spielen begann. In den meisten Fällen winkte sie fröhlich zum Abschied.

Die Zeit wurde weiter bis nach dem Mittagessen gesteigert und sie sollte nun auch dort schlafen. Doch das war nicht der Plan meiner Tochter. Ich vermute, dass sie hier wieder Unsicherheit spürte.

Nachdem wir noch einmal Rücksprache mit einer Erzieherin hielten, dass wir glauben, dass das funktioniert und dass Mina dort schlafen kann, klappte es schließlich doch. Sie wollte zwar nicht im Bett schlafen, schlief aber in der Tragehilfe auf dem Rücken.

Wie es heute ist und ein kleines Fazit

Mittlerweile ist etwas mehr Zeit vergangen und ich kann sagen, dass ich sehr froh bin, dass wir Mina die Zeit gegeben haben, die sie brauchte. Dass dies von der Einrichutng aus möglich war. Dass ich keinen beruflichen Zeitdruck hatte. Es war der richtige Weg!

Ich sehe, wie meine Tochter sich jeden Tag auf die Krippe freut. Wie sie ihren Rucksack nimmt und ihre Lieblingsspielsachen einpackt (, die ich heimlich wieder auspacke). Wie sie auch am Wochenende oder wenn sie krank ist, mit Rucksack und Schuhen vor der Haustür steht und los möchte.

Ein Mädchen mit ihrem Rucksack auf dem Rücken.

Der Abschied ist meistens kein Problem und sie winkt meinem Mann lachend zu. Wenn ich sie abhole nach dem Mittagsschlaf ist sie meistens am Essen und umarmt mich freudig, wenn ich da bin.

Und ich, ich genieße die freie Zeit. Ich komme wieder zum Arbeiten. Ich mache meine Hausbesuche fast ausschließlich vormittags, sodass wir nun deutlich mehr Familienzeit haben, was uns allen sehr gut tut.

Die Eingewöhnung hat alles in allem ungefähr viereinhalb Monate gedauert und ich war zwischenzeitig mehr als einmal kurz davor aufzugeben, weil ich dachte, es würde nie funktionieren, dass sie gerne dorthin geht. Doch das war gar nicht der Punkt. Sie ist einfach gerne bei mir. Und nun habe ich das Gefühl, dass wir einen wirklich guten Weg gegangen sind, der sich insgesamt für uns alle dann doch richtig angefühlt hat.

Meine Tochter weiß nämlich ganz genau, was sie möchte und was nicht. Zunächst wollte sie nämlich eben nicht ohne mich in die Krippe. Mit mir, gerne. Denn dort hatte sie Abwechslung und konnte viel spielen und einiges Neues lernen. Stück für Stück wurde sie dort sicherer, sodass es nun eben auch ohne mich überhaupt kein Problem mehr ist.

Und wenn doch etwas sein sollte, weiß ich, dass ich den Erziehern zu 100% vertrauen kann und sie sich bei mir melden.

Bildquellen:

Einige der verwendeten Bilder für den Artikel habe ich auf unsplash.com herausgesucht. Hier folgt eine genaue Auflistung mit Links:

  1. Vorschaubild des Artikels
  2. Bild von Kind das bunte Blöcke stapelt
  3. Bild vom spielenden Kind mit Fuchsstrumpfhose
  4. Bild von dem Kind mit gelber Jacke und Rucksack
  5. Bild von gestapelten bunten Blöcken

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