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Abstillen - Wie du vorgehen kannst und was du beachten solltest

geschätzte Lesezeit: 21 Minuten bearbeitet am: 10.02.23

Das Abstillen ist ein Thema, welches viele Frauen beschäftigt. Dabei stellen sich Fragen nach dem Vorgehen. Worauf man achten sollte, ob Ersatznahrung notwendig ist, welche Schwierigkeiten es geben kann und viele mehr.

In diesem Artikel möchte ich viele dieser Fragen beschreiben. Ich gehe darauf ein, welche Gründe es für das Abstillen gibt, wie du vorgehen kannst, gerichtet nach verschiedenen Altersgruppen. Dabei kläre ich verschiedene andere Unsicherheiten zum Abstillen auf.

Inhaltsangabe

Gründe für das Abstillen

Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, um abzustillen. Manche dieser Aspekte gehen vom Baby aus und bei anderen geht es mehr um dich als Mama. Auf die häufigsten Abstillgründe von kindlicher Seite und von mütterlicher Seite gehe ich im Folgenden ein.

Dabei kann zwischen primärem und sekundärem Abstillen unterschieden werden. Beim primären Abstillen ist das Ziel, dass die Milchbildung gar nicht erst in Gang kommt und weitestgehend vermieden werden soll. Dies kann nach einer Totgeburt der Fall sein oder wenn das Kind bereits zur Adoption freigegeben wurde. Beim sekundären Abstillen geht es darum, dass die Stillzeit, die zunächst begonnen wurde, vorzeitig beendet werden soll.

Das Kind stillt sich ab

Der natürliche Prozess wäre, dass Mutter und Kind irgendwann gemeinsam beschließen, das Stillen zu beenden. Den konkreten Abschluss bestimmt dabei das Kind und dabei sind tatsächlich auch keine weiteren Maßnahmen notwendig, weil das Kind Stück für Stück die Häufigkeit und Dauer der Stillmahlzeiten reduziert. Das natürliche Abstillalter liegt jedoch, was nicht vielen bewusst ist, irgendwo zwischen zwei und sieben Jahren.

Wenn dein Kind mit nur wenigen Monaten nicht mehr an die Brust möchte, hat es andere Gründe als das von ihm ausgehende Abstillen.

Ansonsten gibt es seltene Erkrankungen, die das Abstillen notwendig machen. Dazu gehört beispielsweise die Galaktosämie. Das ist ein Enzymdefekt, mit dem das Baby die in der Muttermilch enthaltene Galaktose nicht abbauen kann. Dies sollte immer individuell mit der Kinderärztin besprochen werden. Du kannst zusätzlich mit einer Stillberaterin, die sich in diesem Bereich auskennt, Rücksprache halten.

Mütterliche Gründe

Ein häufiger Abzustillgrund für Mütter ist, dass sie nicht mehr so gebunden sein möchten. Manche Mamas fühlen sich durch das Stillen und die gefühlte ständige Bereitschaft ausgelaugt und wollen ihren Körper und ihre Zeit wieder für sich haben und flexibler sein. Zu welchem Zeitpunkt das ist, kann dann wieder ganz unterschiedlich sein.

Andere Gründe für Abstillen ausgehend von dir als Mama können verschiedenste Stillprobleme sein: Schmerzen beim Stillen (bspw. durch wunde Brustwarzen), häufige Milchstaus oder sogar Brustentzündungen. Auch wenn das Zufüttern aus irgendeinem Grund notwendig ist oder zusätzlich begonnen wird, entwickelt sich manchmal eine Abwärtsspirale, sodass die Mama immer weniger Milch produziert, das Stillen auf beiden Seiten frustrierend empfunden wird und schließlich ganz aufgegeben wird.

Bei allen Stillproblemen kann dir immer auch deine Stillberaterin oder Hebamme zur Seite stehen, wenn du das Stillen gerne beibehalten möchtest. Auch im Abstillprozess kannst du dich übrigens unterstützen lassen und dir Hilfe suchen. Die Unterstützung sollte immer undogmatisch und nach deinen eigenen Wünschen gestaltet sein, so wie du es brauchst und möchtest.

Selten können auch von mütterlicher Seite Erkrankungen oder Medikamente ein Abstillen erzwingen. Dazu zählen beispielsweise schwere Herz-, Leber-, Nieren- oder Lungenerkrankungen. Wenn der Körper der Mama durch die Erkrankung sehr geschwächt ist, kann das Stillen sehr anstrengend werden. Oft ist das jedoch Ermessenssache und sollte im Zweifelsfall gemeinsam mit der Ärztin geklärt werden, die sich im Optimalfall ausreichend mit dem Stillen auskennt.

Aufnahme von weißen Tabletten.

Auch eine Drogenabhängigkeit macht das Abstillen notwendig, wenn die Abstinenz nicht möglich ist. Ebenso kann eine Wochenbettpsychose das Abstillen erfordern, wenn sich die Mama aufgrund der psychischen Erkrankung nicht mehr um ihr Baby kümmern kann.

Rauchen zählt übrigens nicht zu den Gründen für das Abstillen. Es wurde in Studien nachgewiesen, dass es für Babys rauchender Mütter immer noch besser ist, wenn die Mutter unter Beachtung einiger Verhaltensregeln weiterstillt.

Auch der äußere Druck kann ein Grund für das Abstillen sein. Wenn eine Mutter ständig nur Kritik hört und verunsichert wird, kann auch das zum Abstillen führen. Was hier vorherrscht ist jedoch häufig ein falsches Bild vom Stillen, was aus der Unwissenheit des Umfelds kommt.

Aufnahme einer Mutter, die ihr Baby auf dem Arm hält.

Es gibt noch einige weitere Abstillgründe, die wichtigsten Faktoren habe ich aber hier beschrieben.

Wie du vorgehen kannst und worauf du beim Abstillen achten solltest

Das Vorgehen beim Abstillen ist sehr unterschiedlich und richtet sich nach verschiedenen Faktoren. Dazu zählen beispielsweise das Alter des Kindes (daher differenziere ich gleich noch weiter dazu), die geplante Dauer des Abstillprozesses, sowie mögliche Komplikationen.

Es gibt allerdings ein paar grundlegende Aspekte im Vorgehen, auf die ich hier zu Beginn eingehen möchte.

Allgemeine Aspekte zum Abstillen

Wenn du keinen Zeitdruck hast, ist die schonendste Variante für deinen Körper und deine Psyche ein natürliches, möglichst langsames Abstillen. Dabei reduzierst du Stück für Stück die Stillzeiten und Mahlzeiten. Ansonsten tust du erstmal nichts weiter.

Falls du merkst, dass deine Brüste deutlich spannen, ist es sinnvoll, sie auszustreichen oder abzupumpen bis der Druck nachlässt. So vermeidest du einen Milchstaus. Du solltest das allerdings wirklich nur machen bis das Spannungsgefühl nachlässt und nicht länger, weil du sonst die Milchbildung wieder anregst.

Möglicherweise musst du in relativ kurzen Abständen ein klein wenig Milch ausstreichen, weil die Brüste recht schnell wieder voll wirken. Das hängt beispielsweise von deiner ursprünglichen Milchmenge ab. Letztendlich gibt dieses kleine Druckgefühl deinen Brüsten aber auch das Signal zunehmend weniger Milch zu produzieren.

Wenn dir das Reduzieren der Mahlzeiten nicht ausreicht oder nicht schnell genug geht, kannst du auch auf natürlichem Wege das Abstillen weiter unterstützen. Du kannst dazu einen gleichmäßigen Druck auf deine Brüste geben (ähnlich wie es bei sehr gefüllten Brüsten der Fall wäre). Das gelingt beispielsweise mit einem eng anliegenden Top oder BH. Wichtig ist hierbei nur, dass du keine einzelnen Druckstellen hast. Da dadurch die Gefahr besteht, dass sich an diesen Stellen die Muttermilch stauen könnte.

Einige Hebammen, Stillberaterinnen oder auch Ärztinnen empfehlen zum Abstillen zusätzlich das Trinken von ein bis drei Tassen Pfefferminz- oder Salbeitees täglich. Manche Mamas haben hiermit positive Erfahrungen gemacht. Es gibt jedoch keine nachgewiesene Wirksamkeit, gleiches gilt für andere Hausmittel oder jeden anderen Tee.

Aufnahme einer Teekanne mit einer Tasse.

Ansonsten kann das sanfte Kühlen nach dem Stillen mithilfe eines Kühlpads aus dem Kühlschrank oder mit einem gekühlten Körnerkissen entlasten und die Milchbildung hemmen. Das passiert deshalb, weil durch die Kälte die Durchblutung heruntergefahren wird.

Neben dem natürlichen Abstillen, wie ich es beschrieben habe, gibt es die Möglichkeit die Milchbildung medikamentös zu hemmen und somit ein möglichst schnelles Abstillen herbeizuführen. Dafür gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Medikamente. Zu bedenken sind hier mögliche Nebenwirkungen. Außerdem sollten diese Medikamente nicht kurzzeitig eingenommen werden, da die Milchbildung sonst auch schnell wieder in Gang kommen kann. Ob diese Variante wirklich besonders schnell und schmerzlos ist, ist individuell verschieden. Diese Behandlung kommt allerdings nur innerhalb der ersten drei Wochen nach der Geburt infrage, danach ist das medikamentöse Abstillen umstritten und die konservative Variante sollte bevorzugt werden.

Grundsätzlich ist das langsame Abstillen für deine Brüste, aber auch für deinen Hormonhaushalt, die bessere Variante. Die Brüste brauchen Zeit, um die Milch zu reduzieren und wenn du dabei langsam vorgehst, verringert es das Risiko eines Milchstaus. Außerdem fällt dabei die Konzentration der Hormone, welche durch das Stillen ausgeschüttet werden, nicht so schnell ab.

Am Stillen sind im Wesentlichen Prolaktin und Oxytocin beteiligt. Diese erzeugen in uns psychisch gesehen ein gutes Gefühl. Fallen beide Hormone zu schnell ab, kann das Stimmungsschwankungen oder depressive Verstimmungen zur Folge haben. Wenn du also merkst, dass es dir sehr schlecht geht, empfiehlt es sich wahrscheinlich etwas langsamer vorzugehen.

Es kann auch sein, dass du im Abstillprozess merkst, dass du das doch nicht möchtest oder noch nicht so weit bist. Hier gibt es dann verschiedene Möglichkeiten. Entweder du stillst teilweise, so weit wie es dir möglich ist oder aber du versucht die Milchproduktion wieder gezielt anzuregen. Die Nachfrage regelt zum Großteil das Angebot und ist somit auch keine Einbahnstraße.

Da das Stillen jedoch auch für dein Baby viel mehr ist als nur Nahrungsaufnahme, ist es wichtig, dass du ihm auch ohne das Stillen ausreichend Nähe gibst, ihr viel und ausgiebig kuschelt. Beim Kuscheln und im Körperkontakt wird ebenfalls Oxytocin ausgeschüttet, was das Stimmungstief abflachen kann.

Nun komme ich aber zu den Faktoren, die nochmal speziell für die einzelnen Altersgruppen gelten.

Das Abstillen kurz nach der Geburt

Auch wenn du nicht stillen möchtest, ist es sinnvoll, dass dein Baby kurz nach der Geburt Kolostrum erhält. Kolostrum ist die Milch, welche zu Anfang produziert wird. Das Kolostrum ist besonders abgestimmt auf die Situation direkt nach der Geburt und gibt deinem Baby genau das, was es dann braucht.

Einige Mamas, die ich begleiten durfte, haben sich daher entschieden, ihr Kind zumindest im Kreißsaal einmal anzulegen. Wenn du das nicht möchtest, kannst du auch in der Schwangerschaft schon etwas davon gewinnen und in kleinen Spritzen aufbewahren, sodass du es deinem Baby nachgeburtlich geben kannst.

Detailaufnahme eines Neugeborenen an der Brust mit geschlossenen Augen.

Wenn die Milchbildung noch nicht weiter in Gang gekommen ist, reduziert sich die Milchmenge recht leicht, wenn sie nicht durch das Saugen deines Babys angeregt wurde. Dein Baby braucht dann natürlich eine Ersatznahrung in Form von PRE-Nahrung.

Online-Kurs Zufüttern und Flaschenernährung

Grundlegende Informationen zur PRE-Nahrung, sowie zum Füttern mit der Flasche, erhältst du in meinem Onlinekurs Zufüttern und Flaschenernährung.

Aufnahme eines Babys, welches mit der Flasche gefüttert wird.

Solltest du schon den umgangssprachlichen Milcheinschuss bereits gehabt haben, dauert es oft etwas länger bis sich die Milchmenge vollständig reduziert hat. Im Allgemeinen kannst du dann die Tipps beherzigen, die ich oben schon zum allgemeinen Vorgehen beschrieben habe.

Das Abstillen zur Beikosteinführung

Viele Mamas setzen sich als Ziel, bis zu welchem sie stillen möchten, die Beikosteinführung. Wichtig ist, dass dein Baby dafür die Beikostreifezeichen erfüllt. Mehr dazu erfährst du in meinem Blogartikel Rund um die Beikost und Beikosteinführung.

Letztendlich ist jede Beikosteinführung auch der Beginn des Abstillens, weil dein Baby zunehmend weniger auf deine Muttermilch aus Ernährungssicht angewiesen ist. Hier beziehe ich mich jedoch auf das beschleunigte Abstillen mit dem Beikostbeginn.

Aufnahme eines Kindes, welches einen Löffel mit der Hand in den Mund hält.

Deine Milchmenge reduziert sich automatisch, wenn dein Baby wirklich nennenswerte Mengen an Brei oder Fingerfood zu sich nimmt. Nach und nach kannst du dann zusätzlich einzelne Stillmahlzeiten auslassen und PRE-Milch ersetzen bzw. Beikost mit PRE-Milch kombinieren. Es lassen sich übrigens nicht jeden Monat zwangsläufig komplette Mahlzeiten ersetzen. Es ist lediglich eine, anfangs kleine, Ergänzung zur Milch damit sich der Körper und die Verdauung Stück für Stück daran gewöhnen können.

Online-Kurs Beikost

Viele wichtige Informationen und Hintergründe, sowie praktische Tipps, lernst du auch in meinem Onlinekurs Beikost.

Wenn Babys bereits einige Monate gestillt wurden, kann der Übergang zur Flasche manchmal etwas schwieriger sein, als sich Mamas das vorgestellt haben. Die Brust beim Stillen ist das, was sie kennen und was ihnen Sicherheit vermittelt. Es ist daher verständlich, dass es auch mal zu Protest kommen kann.

Stück für Stück können Babys an das Füttern mit der Flasche herangeführt werden. Oder aber, wenn dein Baby schon gut isst und nicht mehr viel zusätzliche Milch benötigt, kann es lernen die Milch aus einem Glas oder Becher zu trinken.

Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten und nicht den einen richtigen Weg. Es ist sinnvoll, soweit es dir möglich ist, kleinschrittig vorzugehen und nicht zu viele Veränderungen auf einmal zu fordern. Es gibt nicht den EINEN Weg, sondern viele Wege. Welcher Weg für euch passend ist, könnt nur ihr sehen. Zusammen mit einer in dem Bereich erfahrenen Hebamme oder Stillberaterin könnt ihr ihn finden, wenn ihr dabei Unterstützung benötigt.

Das Abstillen nach einem Jahr oder später

Das Vorgehen beim Abstillen mit einem Jahr, 18 Monaten, zwei Jahren oder noch später, unterscheidet sich nicht grundlegend, weshalb ich das hier zusammenfasse. Weiter unten beschreibe ich noch einmal separat das Abstillen nachts.

Laut WHO benötigen Kleinkinder bis zu einem Alter von zwei Jahren täglich mindestens zwei Milchmahlzeiten. In diesem Alter ist es jedoch nicht zwingend notwendig, diese über die Flasche zu machen. Kleinkinder können schon sehr gut aus Becher oder Gläsern trinken oder die Milchmahlzeit kann beim Essen integriert werden in Form von Milchreis, Grieß oder Ähnlichem.

Kleinkinder kennen und lieben das Stillen und wollen es selten ohne Protest aufgeben. Das heißt, dass sie wütend und traurig sein können und auch dürfen. Wichtig ist, dass du als Mama diese Gefühle siehst und begleitest.

Letztendlich steckt hinter dem Stillen bei Kleinkindern in der Regel nicht mehr primär die Nahrungsaufnahme, sondern viele weitere Bedürfnisse, die mit dem Stillen befriedigt werden können. Diese Bedürfnisse solltest du anderweitig befriedigen. Nähe kannst du beispielsweise deinem Kind auch beim Massieren oder Vorlesen geben.

Online-Kurs Babymassage

Welche Massageelemente du dabei auch bei größeren Kindern nutzen kannst, lernst du in meinem Onlinekurs Babymassage.

Zeitweise kann es helfen, Kinder in normalen bzw. gewohnten Stillsituationen abzulenken oder sich anderweitig mit ihnen zu beschäftigen. Manchmal steckt hinter dem Stillen auch schlicht Langeweile oder Unsicherheit in einer ungewohnten, neuen Umgebung.

Du kannst mit deinem Baby singen, etwas mit ihm spielen und natürlich auch etwas zum Essen oder Trinken anbieten.

Aufnahme es sitzendes Kindes, das ein Stück Melone in der Hand hält.

Sinnvoll kann es außerdem sein, das Stillen nur noch auf einen bestimmten Ort zu begrenzen. Das heißt, wenn du sagst, dass du nur im Bett stillen möchtest, dann stillst du nicht mehr auf dem Sofa oder am Esstisch. Du gehst auch nicht extra ins Schlafzimmer, sondern stillst eben nur noch, wenn du auch sonst mit deinem Kind im Bett liegen würdest.

Übrigens können auch Kleinkinder schon sehr viel verstehen, weshalb es wichtig ist, dass du deinem Kind erklärst, dass du von nun an nicht mehr so viel stillen möchtest beziehungsweise, dass du ihm erzählst, was eben dein Plan ist - in kindgerechter Sprache in ein bis zwei Sätzen.

Als Ausgleich zum Stillen kann es manchmal helfen stattdessen etwas Schönes zu unternehmen: Zum Spielplatz zu gehen, ein Eis zu essen, Tiere anzuschauen oder was auch immer euch sonst einfällt. Wenn du dich erschöpft fühlst vom Stillen, kannst du deinem Kind so zeigen, dass du ohne das Stillen mehr Kraft für Unternehmungen oder besondere Sachen hast.

Aufnahme eines Kleinkindes, welches mit Wasser spielt.

Das Abstillen nachts mit Kleinkind

Das Abstillen nachts ist sehr unterschiedlich - die Dauer dafür ist individuell und es wird ganz verschieden empfunden. Wie könnte es auch anders sein? Dennoch gibt es natürlich ein paar Faktoren, an die man dabei denken kann.

Wer nach dem Abstillen nachts über Google sucht, stößt früher oder später über die Methode des Abstillens nachts innerhalb von zehn Tagen nach Gordon. Dabei geht es zunächst darum, das Einschlafen oder wieder Einschlafen vom Stillen zu entkoppeln. Wichtig ist, dass dieses Programm frühestens ab einem Alter von einem Jahr geeignet ist.

Das Abstillen nach der Gordon-Methode funktioniert folgendermaßen:

In den ersten drei Nächten beschließt du einen Zeitraum, in dem du nicht stillen möchtest. Klassischerweise sind das sieben Stunden. Innerhalb dieser sieben Stunden willst du auf Dauer die Stillpause einführen; also beispielsweise zwischen 22 Uhr und 5 Uhr. In den ersten drei Nächten stillst du in diesem Zeitraum zwar noch, kurz bevor dein Kind jedoch an der Brust einschläft, dockst du es ab, sodass es letztlich ohne die Brust einschläft.

In den nächsten Nächten (vier bis sechs) stillst du im beschlossenen Zeitraum nicht mehr. Du nimmst dein Kind weiterhin hoch, tröstest es, begleitest es, legst es jedoch im wachen Zustand wieder hin. Streicheln oder singen können dann beim Einschlafen helfen.

In den Nächten sieben bis zehn nimmst du dein Kind nicht mehr hoch, wenn es aufwacht. Du streichelst es oder sprichst mit ihm, lässt es aber dabei liegen.

Die Erfahrungen mit diesem Programm sind sehr unterschiedlich. Es ist, wie jedes andere Schlafprogramm nicht individuell und lässt daher viele Faktoren außer Acht. Deshalb würde ich das Abstillen nachts nach Gordon immer nur als eine grobe Richtlinie sehen. Erfahrungsgemäß dauern einzelne Phasen oft länger als ein paar Tage.

Einigen Familien hilft es auch mehr, das Stillen direkt komplett zu lassen und die Kinder anderweitig nachts wieder in den Schlaf zu begleiten. Einschlafbrücken und neue Muster müssen erst gelernt werden. Das kann Zeit dauern. Wut und Trauer können dazu gehören.

Aufnahme eines schlafenden Kindes im Schein einer Nachtlampe.

Die ersten Nächte dabei sind oft sehr anstrengend. Also ist es sinnvoll hierfür einen Zeitpunkt zu wählen, wo du nicht noch viel zusätzlichen Stress hast. Möglicherweise ist es eine Entlastung für dich, wenn dein Partner in dieser Zeit Urlaub hat.

Ich lese oft, dass die Väter im Abstillprozess besser versuchen sollten, die Kinder nachts zu begleiten, weil den Kindern hier die Verknüpfung zum Stillen fehlt. Meiner Erfahrung nach lässt sich das jedoch nicht so pauschal sagen und ihr solltet für euch probieren, was ihr euch am besten vorstellen könnt.

Aufnahme eines Papas, welcher mit seinem Kind ein Bilderbuch anschaut.

Beim Abstillen mit Kleinkindern ist es wichtig, dass du dir in dem Entschluss Abzustillen sicher bist. Wenn du dir unsicher bist oder Angst davor hast, spürt das dein Kind und es kann dadurch deutlich schwieriger werden. Du kannst auch jederzeit wieder zurück, wenn du merkst, dass es nicht funktioniert oder es doch nicht das ist, was du willst. Dieses Wissen kann manchmal schon sehr entlasten.

Häufige Fragen zum Abstillen

Neben dem allgemeinen Vorgehen beim Abstillen tauchen in meinen Still- oder Formulaberatungen immer wieder verschiedene Fragen zu dem Thema auf. Auf einige dieser Fragen möchte ich im Folgenden noch eingehen.

Gibt es eine Leitlinie zum Abstillen?

Eine Leitlinie zum Abstillen in dem Sinne gibt es nicht. Leitlinien beschreiben das evidenzbasierte, also wissenschaftlich erwiesene und empfohlene, Vorgehen beispielsweise bei bestimmten Erkrankungen. Das Abstillen fällt nicht primär in diesen medizinisch pathologischen Bereich, weshalb es dazu keine entsprechende Leitlinie gibt.

Allerdings wird das Abstillen in verschiedenen Leitlinien angesprochen.

Woher bekomme ich Unterstützung?

Wo du Unterstützung beim Abstillen bekommen kannst, hängt zum einen von deinen Bedürfnissen, aber auch von der Region ab, in der du wohnst. Wenn eine Onlineberatung dazu infrage kommt für dich, bist du örtlich nicht gebunden, es fehlt dann jedoch der persönliche Kontakt.

Grundsätzlich können Hebammen, Stillberaterinnen und Kinderärztinnen, sowie Frauenärztinnen, dabei helfen. Das theoretische und praktische Wissen dazu ist bei den jeweiligen Berufsgruppen jedoch unterschiedlich. Du solltest dich auf jeden Fall gut aufgehoben und gehört fühlen mit deinem Anliegen.

Vielleicht reicht es auch schon, wenn dein Partner, deine Partnerin, dich unterstützt und hinter dir steht. Vielleicht brauchst du auch einfach nur das offene Ohr einer Freundin, um mal alles loszuwerden, was sich möglicherweise angestaut hat. Das ist genauso Unterstützung, wie die Unterstützung vom Fachpersonal.

Was mache ich bei Problemen? Welche Probleme können auftreten?

Es gibt in erster Linie zwei verschiedene Probleme, die während des Abstillens auftreten können. Das ist auf körperlicher Ebene zunächst der Milchstau. Bei Milchstau solltest du regelmäßig deine Brust entleeren. Es empfiehlt sich vor dem Stillen die Brust zu wärmen und danach zu kühlen beispielsweise mit gewalkten Kohlblättern oder Quark. Weitere Tipps zur Behandlung von Milchstau findest du in meinem Artikel Milchstau - Was hilft und woher kommt er?. Darin erfährst du auch, was du bei den dem Milchstau einhergehenden Brustschmerzen tun kannst.

Wichtig ist, wirklich schnell den Symptomen entgegenzuwirken, um eine Verschlimmerung der Situation in Form einer Brustentzündung oder eines Abszesses zu vermeiden. Die Maßnahmen dafür klingen erstmal entgegenwirkend zum Abstillen. Dein Körper zeigt dir jedoch, dass du etwas langsamer machen solltest.

Wie lange du insgesamt eine pralle Brust haben wirst, bis du nicht mehr regelmäßig ausstreichen musst, lässt sich leider nicht pauschal sagen. Manche Frauen haben damit überhaupt keine Probleme, andere kämpfen damit mehrere Wochen.

Eine weitere Komplikation, die auftreten kann, habe ich weiter oben ebenfalls schon thematisiert. Durch einen schnellen Hormonabfall kann es sein, dass es dir zeitweise emotional schlechter geht, bis hin zu Depressionen. Wenn du dir unsicher bist, ob deine Stimmung normal ist, sprich am besten mit deinem Partner oder deiner Partnerin. Er oder sie kennt dich am besten und wird Veränderungen wahrscheinlich wahrgenommen haben.

Der Verein Schatten und Licht bietet hier vielfältige Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten. Auch ein Facharztbesuch kann manchmal sinnvoll sein. Besser früh als spät.

Kann ich mich auch wieder umentscheiden? Ist das Abstillen endgültig?

Du kannst dich jederzeit umentscheiden und wieder mehr stillen. Selbst wenn du eigentlich schon komplett abgestillt hast, kannst du wieder mit dem Stillen beginnen und die Milchbildung anregen. Das nennt sich Relaktation. Suche dir dafür aber unbedingt Unterstützung.

Aufnahme einer Mutter, welche ihr Baby stillt.

Leider lässt sich nicht pauschal vorhersagen, inwieweit sich die Milchbildung wieder ankurbeln lässt. Selbst dann nicht, wenn bereits einzelne Faktoren, wie das Alter des Babys und aktuelle Stillzeit oder -pause berücksichtigt werden. Dafür sind das Stillen und die Milchbildung einfach zu komplex.

Wie kann ich mein Baby an die Flasche gewöhnen?

Zum Angewöhnen der Flasche gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Es hängt auch davon ab, was dein Kind an der Flasche tatsächlich stört. Da dein Baby es dir leider nicht sagen kann, musst du wahrscheinlich etwas ausprobieren. Ein bisschen hängt es auch davon ab, wie alt dein Kind ist.

Wenn du dein Baby schon ein paar Monate gestillt hast, es bisher nichts anderes als Muttermilch kennt, dann aber aus der Flasche PRE-Milch trinken soll, ist das möglicherweise zu viel Veränderung auf einmal. Es bietet sich an, genau wie beim Abstillen, kleinschrittig vorzugehen. Du könntest beispielsweise erstmal kurz stillen und deinem Baby im Anschluss abgepumpte Muttermilch aus der Flasche anbieten. Oder du bietest die Flasche vor dem Stillen an.

Wenn dieses Vorgehen gut funktioniert, kannst du versuchen eine Mahlzeit komplett mit der Flasche zu füttern ohne zu stillen. Wenn auch das gut funktioniert, kannst du deinem Baby PRE-Milch aus der Flasche anbieten.

Das ist nur ein möglicher Weg von vielen. Auch hier gilt: Wenn du Unterstützung brauchst oder Fragen hast, wende dich am besten an eine Stillberaterin, die sich dahingehend auskennt. Manche Stillberaterinnen sind zusätzlich Flaschen- und Formulaberaterin für Säuglinge. Das wäre in dem Fall die optimale Kombination.

Fazit

Wie du im Artikel sehen konntest, gibt es ganz unterschiedliche Wege, wie du dein Baby abstillen kannst und welche Gründe schließlich der ausschlaggebende Punkt dafür sind. Es gibt viele Möglichkeiten abzustillen ohne Tablette.

Ich habe dir im Artikel gezeigt, wie du im Allgemeinen beim Abstillen vorgehen kannst und was du bei unterschiedlichen Altersgruppen noch einmal speziell beachten solltest.

Zum Schluss habe ich noch einmal häufige Fragen geklärt, die mir in meinen Beratungen begegnen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es einen groben Plan zum Abstillen zwar geben kann, dieser jedoch immer individuell an euch und eure Situation angepasst werden muss. Solltest du an irgendeinem Punkt merken, dass du Unterstützung benötigst, hole dir Hilfe!

Wenn du noch weitere Tipps zum Abstillen hast, würde ich mich freuen, davon in den Kommentaren zu lesen. Gerne kannst du mir auch ein Feedback zum Artikel geben.

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